Fehler beim Löten sind keine Seltenheit. Und sie passieren auch erfahrenen Elektronikern.
Vielleicht kennen Sie folgende Situation:
Sie wollen eine Platine löten oder Kabel löten, aber das Ergebnis ist nicht so, wie Sie es sich vorgestellt haben.
Das Lötzinn schmilzt nicht richtig, die Verbindung hält nicht oder die Bauteile werden zu heiß. Fehler beim Löten sind nicht nur ärgerlich.
Sie können im schlimmsten Fall auch die Funktion Ihrer Schaltung beeinträchtigen. Und das bis zum Komplettausfall.
Doch mit dem richtigen Wissen und einigen praktischen Tipps lassen sich diese Fehler vermeiden.
Die richtige Vorbereitung: Sicher und effizient arbeiten
Bevor Sie mit dem Weichlöten beginnen, sollten Sie einige wichtige Vorbereitungen treffen. Ein gut eingerichteter Arbeitsplatz und passendes Werkzeug sorgen für ein besseres Ergebnis. Auch Ihre Sicherheit profitiert davon, wenn Sie das richtige Werkzeug und Lötmittel verwenden.
Zunächst wichtig ist ein sicherer Arbeitsplatz:
Vermeiden Sie Ablenkungen und sorgen Sie für eine saubere, gut beleuchtete Arbeitsfläche. Essen, Trinken und Rauchen sollten hier tabu sein.
Dann geht es um die richtige Ausrüstung:
Verwenden Sie unbedingt eine hitzebeständige Unterlage, einen stabilen Lötkolbenhalter und gegebenenfalls eine Lötrauchsabsaugung. Schon so manche Spur eines Lötkolbens hat sich in einem Tisch oder in der Werkbank verewigt.
Denken Sie auch an die Schutzmaßnahmen:
Tragen Sie nach Möglichkeit ESD-Handschuhe, um empfindliche Bauteile vor elektrostatischer Entladung zu schützen.
Außerdem: Vor und nach dem Löten sollten Sie Ihre Hände reinigen, um Verschmutzungen zu vermeiden. Aber kommen wir nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags.
Die 13 häufigsten Fehler beim Löten und wie Sie sie vermeiden
Auch erfahrene Löter machen gelegentlich Fehler. Hier sind die typischen Probleme und wie Sie sie verhindern können.
1. Die falsche Löttemperatur
Die richtige Löttemperatur ist sehr wichtig für eine ordentliche und dauerhafte Lötverbindung. Ist sie zu niedrig, schmilzt das Lötzinn nicht vollständig. Ist sie zu hoch, können Bauteile und Platinen Schaden nehmen.
Deshalb achten Sie darauf, dass Ihr Lötkolben auf die richtige Temperatur eingestellt ist. Für das Weichlöten mit bleifreiem Lötzinn liegt der Schmelzpunkt oft bei etwa 217 Grad Celsius, mit bleihaltigem Lötzinn bei etwa 183 Grad Celsius. Je nach Werkstück kann eine etwas höhere Temperatur erforderlich sein. Lesen Sie zur Löttemperatur aber unbedingt die Anmerkungen weiter unten.
2. Zu viel oder zu wenig Lötzinn
Ein häufiger Fehler beim Löten ist eine ungleichmäßige Menge an Lötzinn. Zu wenig sorgt für eine instabile Verbindung, zu viel kann Kurzschlüsse verursachen.
Geben Sie das Lötzinn dosiert an die Lötstelle. Es sollte sich gleichmäßig um die Verbindung verteilen, ohne dass es herunterläuft.
3. Falsche Handhabung der Lötspitze
Viele denken, dass mehr Druck auf die Lötspitze zu einer besseren Verbindung führt. Tatsächlich kann zu viel Druck die Spitze verbiegen oder die Platine beschädigen.
Halten Sie die Lötspitze leicht an die Lötstelle und lassen Sie die Hitze ihre Arbeit machen. Die Lötspitze sollte dabei regelmäßig gereinigt werden, um Ablagerungen zu entfernen.
4. Verschmutzungen und Oxidation
Auch Staub, Fett oder oxidierte Bauteile können die Qualität der Lötverbindung negativ beeinflussen.
Deshalb gilt: Reinigen Sie Platinen und Kabel vor dem Löten mit Isopropanol oder einem speziellen Reinigungsmittel. Auch die Lötspitze sollte regelmäßig von Rückständen befreit werden.
5. Nachlöten und unsaubere Lötstellen
Ein häufiger Fehler beim Löten ist das wiederholte Nachbessern einer schlechten Lötstelle. Dadurch kann sich das Lötzinn ungleichmäßig verteilen und die elektrische Leitfähigkeit verschlechtern.
Arbeiten Sie mit einer gleichmäßigen Technik und vermeiden Sie zu viele Korrekturen. Falls notwendig, nutzen Sie eine Entlötpumpe oder eine Entlötstation, um die Lötstelle zu bereinigen.
6. Mangelnde Vorwärmung der Bauteile
Wenn die zu lötenden Bauteile nicht ausreichend vorgewärmt werden, kann das Lötzinn nicht richtig haften und kalte Lötstellen entstehen.
Erwärmen Sie sowohl das Bauteil als auch die Lötstelle gleichmäßig, bevor Sie das Lötzinn hinzugeben.
7. Verwendung von ungeeignetem Lötzinn
Nicht jedes Lötzinn ist für jede Anwendung geeignet. Denn auch falsche Legierungen oder minderwertiges Lötzinn führen zu schlechten Verbindungen.
Verwenden Sie hochwertiges Lötzinn, das für Ihre Anwendung geeignet ist (zum Beispiel bleifrei für RoHS-konforme Arbeiten).
8. Kein oder falsches Flussmittel
Flussmittel verhindert Oxidation und verbessert die Haftung des Lötzinns. Ohne ausreichendes Flussmittel entstehen oft kalte oder brüchige Lötstellen.
Achten Sie darauf, dass Ihr Lötzinn bereits Flussmittel enthält, oder fügen Sie bei Bedarf zusätzliches Flussmittel hinzu.
9. Zu lange Lötzeit
Ein zu langes Erhitzen der Lötstelle kann Bauteile überhitzen und beschädigen. Zudem kann sich das Lötzinn zu stark ausbreiten.
Lösung: Halten Sie die Lötzeit möglichst kurz, indem Sie mit der richtigen Temperatur und Technik arbeiten.
10. Kalte Lötstellen durch zu schnelles Abkühlen
Wenn eine Lötstelle während des Abkühlens bewegt wird, kann sie brüchig oder schlecht leitend werden.
Halten Sie das Bauteil während des Abkühlens ruhig und lassen Sie das Lötzinn gleichmäßig erstarren.
11. Löten mit einer ungeeigneten Lötspitze
Die falsche Form oder Größe der Lötspitze kann zu ungleichmäßiger Wärmeübertragung und schlechten Lötstellen führen.
Verwenden Sie eine passende Lötspitze für Ihre Arbeit. Das sind feine Spitzen für SMD-Bauteile und etwas breitere Spitzen für größere Lötstellen.
12. Unzureichende Belüftung beim Löten
Beim Löten entstehen Dämpfe, die gesundheitsschädlich sein können. Eine schlechte Belüftung kann zu Kopfschmerzen und Reizungen führen.
Arbeiten Sie in einem gut belüfteten Bereich oder nutzen Sie einen Lötrauchabsauger.
13. Fehlende oder falsche Isolierung nach dem Löten
Besonders bei Kabelverbindungen kann eine unzureichende Isolierung zu Kurzschlüssen oder mechanischer Instabilität führen.
Verwenden Sie Schrumpfschläuche oder Isolierlack, um die Lötstellen zu isolieren und zu schützen.
Eine zusätzliche Anmerkung zum Thema Löttemperaturen:
Der Schmelzpunkt von bleifreiem Lötzinn liegt bei etwa 217 Grad Celsius. Aber diese Temperatur reicht zum Löten nicht aus. In der Praxis wird die Löttemperatur etwa 100 Grad Celsius über dem Schmelzpunkt eingestellt, was eine Arbeitstemperatur von rund 317 Grad Celsius ergibt. Dabei sollten Sie die Messabweichung Ihres Lötkolbens oder Ihrer Lötstation berücksichtigen.
Eine Einstellung von etwa 330 Grad Celsius ist in den meisten Fällen eine gute Wahl.
Bei größeren Lötflächen oder Bauteilen mit hoher thermischer Masse ist gegebenenfalls eine noch höhere Temperatur erforderlich. Wenn Sie beispielsweise eine massive Leiterplatte löten und keine Vorheizung zur Unterstützung verwenden, kann es notwendig sein, die Löttemperatur auf bis zu 380 Grad Celsius zu erhöhen. Nur so kann die Wärme genug auf das Material einwirken und eine stabile, zuverlässige Lötverbindung entstehen.
Fehlerhafte Lötstellen korrigieren
Sollte doch einmal etwas schiefgehen, ist Entlöten die Lösung. Mit einer Entlötpumpe oder einer speziellen Entlötstation können Sie überschüssiges Lötzinn sicher entfernen und die Verbindung neu herstellen.
- Nutzen Sie eine Entlötpumpe, um flüssiges Lötzinn abzusaugen.
- Eine Entlötstation kombiniert Absaugung und Hitze, um besonders präzise zu arbeiten.
- Nach dem Entlöten sollten die Kontaktstellen erneut gereinigt werden, bevor Sie eine neue Lötverbindung herstellen.

Fehler beim Löten: Qualität sorgt für bessere Ergebnisse
Gutes Werkzeug und hochwertiges Material sind entscheidend, um Fehler beim Löten zu vermeiden. Verwenden Sie einen hochwertigen Lötkolben mit einstellbarer Temperatur, passendes Lötzinn und saubere Bauteile.
Mit diesen Tipps steht dem erfolgreichen Löten nichts mehr im Weg. Egal, ob Sie Platinen löten, Kabel löten oder das Reflowlöten ausprobieren. Mit der richtigen Technik und etwas Übung erzielen Sie stets gute Ergebnisse
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23 Tipps zum Löten, die für noch bessere Löt-Ergebnisse sorgen
Hier finden Sie noch weitere Tipps, um perfekte Lötergebnisse zu erzielen.
1. Verwenden Sie den richtigen Lötkolben
Ein Lötkolben mit einstellbarer Temperatur und passender Leistung für Ihre Anwendung erleichtert das Arbeiten enorm. Für feine Platinen eignet sich eine Lötstation mit Temperaturregelung besser als ein einfacher Lötkolben.
2. Wählen Sie das richtige Lötzinn
Achten Sie auf die Zusammensetzung des Lötzinns. Bleifreies Lötzinn hat einen höheren Schmelzpunkt und benötigt eine höhere Löttemperatur. Für Einsteiger kann bleihaltiges Lötzinn (sofern erlaubt) einfacher zu verarbeiten sein.
3. Nutzen Sie ausreichend Flussmittel
Flussmittel verbessert das Benetzen der Lötstelle und entfernt Oxide. Falls das Lötzinn nicht genügend Flussmittel enthält, können Sie zusätzliches Flussmittel auftragen.
4. Erwärmen Sie die Lötstelle richtig
Erhitzen Sie das Bauteil und die Platine gleichmäßig, bevor Sie das Lötzinn zuführen. Das Zinn sollte durch die Hitze des Werkstücks schmelzen, nicht nur durch die Lötspitze.
5. Kühlen Sie Lötstellen nicht aktiv ab
Blasen oder ein nasses Tuch zum Abkühlen können Risse und kalte Lötstellen verursachen. Lassen Sie das Lötzinn von alleine aushärten.
6. Nutzen Sie eine dritte Hand oder Haltehilfen
Wackeln erschwert das Löten und sorgt für kalte Lötstellen. Eine Halterung oder eine dritte Hand sorgt für Stabilität und verhindert unsaubere Lötstellen.
7. Reinigen Sie regelmäßig Ihre Lötspitze
Eine verschmutzte oder oxidierte Lötspitze überträgt die Wärme schlechter und macht vernünftiges Löten unmöglich. Nutzen Sie eine Messingwolle oder einen feuchten Schwamm, um sie während der Arbeit sauber zu halten.
8. Verwenden Sie Schrumpfschlauch zum Isolieren von Kabelverbindungen
Nach dem Löten von Kabeln schützt ein Schrumpfschlauch die Verbindung vor Kurzschlüssen und mechanischen Belastungen.
9. Arbeiten Sie zügig, aber sorgfältig
Ein zu langes Erhitzen kann Bauteile beschädigen, ein zu schnelles Arbeiten führt zu kalten Lötstellen. Finden Sie das richtige Gleichgewicht. Die Übung bringt es.
10. Testen Sie die Verbindung nach dem Löten
Mit einer Lupe oder einem Multimeter können Sie überprüfen, ob die Lötstelle sauber und leitfähig ist. Eine gute Sichtprüfung erspart Ihnen spätere Probleme.
11. Übung macht den Meister
Gerade Anfänger profitieren von etwas Übung auf alten Platinen oder Drähten. Wer regelmäßig lötet, entwickelt ein besseres Gefühl für Temperatur, Lötzinnmenge und die richtige Technik.
12. Achten Sie auf die richtige Lötspitzenform
Es gibt verschiedene Lötspitzenformen für unterschiedliche Anwendungen. Eine Meißel- oder Keilspitze verteilt die Wärme besser als eine konische Spitze und ist ideal für größere Lötstellen.
13. Setzen Sie den Lötkolben nicht zu lange an einer Stelle an
Ein zu langes Erhitzen kann Bauteile beschädigen oder Leiterbahnen ablösen. Arbeiten Sie zügig und gleichmäßig, um Überhitzung zu vermeiden.
14. Nutzen Sie eine Entlötpumpe für Korrekturen
Falls zu viel Lötzinn aufgetragen wurde oder eine fehlerhafte Verbindung besteht, kann eine Entlötpumpe oder Entlötlitze helfen, das überschüssige Material zu entfernen.

15. Planen Sie die Reihenfolge beim Löten
Löten Sie zuerst kleinere Bauteile und arbeiten Sie sich zu größeren Komponenten vor. So vermeiden Sie, dass bereits verlötete Teile im Weg sind oder zu viel Hitze abbekommen.
16. Arbeiten Sie in einem gut belüfteten Bereich
Lötrauch ist gesundheitsschädlich. Nutzen Sie deshalb eine Lötrauchabsaugung oder sorgen Sie für eine gute Belüftung, um Dämpfe abzuleiten.
17. Verwenden Sie hitzebeständige Werkzeuge
Pinzetten oder Haltehilfen aus hitzebeständigem Material helfen, Bauteile sicher zu positionieren, ohne dass sie zu heiß werden oder beschädigt werden.
18. Reinigen Sie Leiterplatten vor dem Löten
Staub, Fett oder Oxide auf der Platine können das Lötergebnis verschlechtern. Reinigen Sie die Kontaktflächen mit Isopropanol oder einer speziellen Leiterplattenreinigung.
19. Testen Sie die Stabilität der Lötstellen nach dem Abkühlen
Nachdem das Lötzinn vollständig ausgehärtet ist, können Sie vorsichtig prüfen, ob die Verbindung fest ist. Ein leichtes Wackeln zeigt, ob die Lötstelle stabil oder nachzubessern ist.
20. Verwenden Sie die richtige Löttechnik für unterschiedliche Anwendungen
Neben dem klassischen Handlöten gibt es spezielle Lötverfahren wie Reflowlöten für SMD-Bauteile oder Tauchlöten für Serienproduktionen. Die Wahl der Technik hängt vom jeweiligen Projekt ab.
21. Beachten Sie die Lötzeit, um Bauteile zu schützen
Löten Sie nicht länger als nötig. Halbleiter und Kunststoffgehäuse von Bauteilen können durch zu langes Erhitzen beschädigt werden.
22. Machen Sie eine Sichtprüfung und Widerstandsmessung nach dem Löten
Nach dem Löten sollten Sie Ihre Verbindungen genau prüfen. Eine Widerstandsmessung mit einem Multimeter hilft sicherzustellen, dass die Lötstellen alle leitfähig sind und vor allem keine Kurzschlüsse vorliegen, die durch das Löten (meistens durch das versehentliche Überbrücken mehrerer Lötstellen) entstanden sind.
23. Verwenden Sie eine Entlötlitze für feinere Korrekturen
Mit einer Entlötpumpe können Sie sehr gut auch größere Lötzinnreste entfernen. Entlötlitze eignet sich besser für feine Arbeiten. Sie nimmt das Lötzinn durch Kapillarwirkung auf und ermöglicht so saubere Korrekturen.
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