Auch zu Zeiten des Internets sind das Radiogerät und der Rundfunk immer noch wichtig. Der Rundfunk, ob analog oder digital, ist nach wie vor eines der wichtigsten Medien überhaupt. Von den ersten Anfängen bis heute war es ein langer Weg.
Als der deutsche Physiker Heinrich Hertz im Jahre 1888 die Existenz der elektromagnetischen Wellen und deren Ausbreitung durch die Luft nachwies, konnte er noch nicht ahnen, was für eine Bedeutung diese einmal als Grundlage der Rundfunktechnik haben sollten. Seitdem hat es nicht an Versuchen gefehlt, diese Wellen für den Menschen als Übertragungsweg für Informationen nutzbar zu machen. Noch heute wird ihm zu Ehren die Anzahl der elektromagnetischen Schwingungen pro Sekunde in Hertz angegeben. Doch der Weg bis zum Radio, wie wir es heute kennen, war noch ein sehr langer, und es waren noch einige andere Erfindungen notwendig, um den Rundfunk zu realisieren, den heute wohl jeder Mensch kennt. Um die Entwicklung der Empfangsgeräte, die wir Radios nennen, soll es in diesem Text gehen.
Die ersten Radios
Die ersten Rundfunkempfänger waren mit sogenannten Detektoren ausgestattet. Dies waren kleine Kristalle, die besondere elektrische Eigenschaften hatten und das Herzstück des Detektorempfängers bildeten. Man kann diese sogenannten Detektorkristalle als Vorläufer der heute bekannten Halbleiter, wie zum Beispiel Dioden, bezeichnen. Diese Bauteile waren, um es vereinfacht auszudrücken, in der Lage, die eigentlich zu übertragenden Signale, zum Beispiel Sprache oder Musik, aus den hochfrequenten elektromagnetischen Wellen herauszufiltern. Erst durch deren Nutzung war es erstmals möglich, Sprache und Musik im Empfänger hörbar zu machen. Diese ersten Radios kamen ohne zusätzliche Stromquelle aus, da sie allein die ausgestrahlte Energie des Senders zum Betrieb nutzten. Aber mit dem Detektorempfänger war meist nur Kopfhörerempfang möglich.
Die Elektronenröhre als Meilenstein für das Radiogerät
Als die Elektronenröhre erfunden wurde, war es durch sie erstmals möglich, die empfangenen Radiosignale soweit zu verstärken, sodass sie über einen Lautsprecher hörbar gemacht werden konnten. Die ersten mit Elektronenröhren ausgestatteten Radios wurden im Jahre 1924 auf der internationalen Funkausstellung in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Weiterentwicklung im Vergleich zum Detektorempfänger sorgte in Verbindung mit dem Ausstrahlen regelmäßiger Radiosendungen im etwa gleichen Zeitraum für eine rasche Verbreitung des Radios. Denn erst durch die Wiedergabe über Lautsprecher war das neue Medium Radio einem breiten Publikum zugänglich. Schließlich konnten so mehrere Menschen gleichzeitig dem Radioprogramm über ein einziges Gerät zu hören.
Das Radio und der Zweite Weltkrieg
Während des zweiten Weltkrieges wurde das neue Medium Radio von den Nazis als Mittel für die Propaganda benutzt. Dadurch hatte es erstmals auch politische Bedeutung. Sogenannte Volksempfänger, die seit 1933 erhältlich waren, sowie die Kontrolle des Rundfunks durch die damalige Regierung, machten das Radio zum Werkzeug dieser, da es zu dieser Zeit kein anderes Mittel gab, so viele Menschen zeitnah zu erreichen. Die technische Weiterentwicklung dagegen schritt während des Krieges kaum weiter voran.
Das Radiogerät im Wirtschaftswunder
Neue Entwicklungen der Radiotechnik gab es erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Zu den wichtigsten technischen Neuerungen zählt beispielsweise das Prinzip des Superhet-Empfängers, das die Bedienung der Geräte bedeutend vereinfachte. Außerdem sorgte der Radioempfang über Ultrakurzwelle (UKW) ab dem Jahr 1950 für eine erhebliche Verbesserung der Klangqualität. Diese Weiterentwicklungen wurden noch alle mit Röhrenradios realisiert. Auch die ersten tragbaren und batteriebetriebenen Radios in den 1950er Jahren wurden noch mit Röhren gebaut. Aber diese mit Röhren bestückten Radios mussten wegen der für die Röhren notwendigen Heizspannung mit mehreren Batteriesorten bestückt werden, die, bedingt durch die höhere Stromaufnahme der Geräte, keine sehr lange Betriebszeit mit einem Satz Batterien hatten.
Die technische Weiterentwicklung des Radios
Wirklich tragbare Radiogeräte wurden kurze Zeit später erst durch die Erfindung des Transistors möglich. Durch seine geringen Abmessungen sowie seinen im Vergleich zu Röhren wesentlich geringeren Stromverbrauch konnten sogenannte Transistorradios erheblich kleiner und leichter gebaut werden als solche Geräte, die mit Röhren betrieben wurden. In den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelten sich die Transistorradios zu wahren Kassenschlagern. Auch der Einzug des Transistors in die heimischen Radiogeräte ließ nicht lange auf sich warten, da die Vorteile transistorbestückter Radios auf der Hand lagen.
Die ersten Radios mit Stereo-Empfang
Eine bedeutende Neuentwicklung des Radios kam im Jahr 1963 auf dem Markt: Der Stereoempfang wurde eingeführt. Diese Erfindung machte es möglich, Radiosendungen noch naturgetreuer wiederzugeben. Die Übertragungsqualität erreichte mit dem Empfang von Stereo-Sendungen im wahrsten Sinne eine neue Dimension, was sich auch im Markterfolg der Stereoradios deutlich bemerkbar machte.
Das digitale Radio
Weitere Entwicklungen, zum Beispiel Radioempfänger in Fahrzeugen sowie digitaler Empfang in den 90er Jahren, um nur ein Paar zu nennen, folgten. Auch der Empfang von Radiosendungen über das Internet wird immer beliebter. Dies zeigt, dass trotz neuer Medien, ob es sich dabei um das Fernsehen oder um das Internet handelt, das Radio immer noch zu einem der wichtigsten Erfindungen der Kommunikationstechnik zählt.
Das Radiogerät in der Gegenwart
Heute ist das Radio für uns selbstverständlich geworden. Für die einen ist es ein Nutzgegenstand, für andere ist das Radio Bestandteil des Berufes, ja sogar des Lebens geworden. Es gibt kaum ein anderes Medium, mit dem die Verbreitung aktueller Ereignisse so schnell erfolgen kann, wie mit dem Radio. Egal, um was für Ereignisse es sich handelt und wo auf der Welt sie sich ereignen. Mit dem Radio erreichen die Nachrichten innerhalb kürzester Zeit Menschen in allen Teilen der Welt.
Röhrenradios als Sammlerobjekte
Aber man darf auch nicht die Sammler vergessen, für die das Radio, vor allem das Röhrenradio, zu einem schönen Hobby geworden ist. Dort werden Geräte, die teilweise viele Jahre oder Jahrzehnte leblos in einer Ecke standen, wieder hergerichtet und damit quasi zu neuem Leben erweckt. Bauteile und Informationen zu den Radios werden unter Sammlern ausgetauscht. Die Anzahl der mit dem Sammlervirus befallenen Radiofans wird immer größer. Röhrenradios sind zu einem sehr beliebten Sammlerobjekt geworden, das ein Stück erhaltenswerte Technikgeschichte darstellt.