„Kann man eigentlich nur mit Bauteilen aus einem alten Radiorekorder einen UKW-Oszillator bauen?“
Diese Frage bekam ich neulich gestellt. Was lag näher, als es einfach auszuprobieren. Ein passendes „Opfer“, einen alten Radiorekorder, schätzungsweise um die 30 Jahre alt, fand ich zufällig noch in meinem Sammelsurium alter Geräte und Platinen. Zunächst schaute ich mir die Platine an. Auf ihr war die komplette Schaltung des Gerätes aufgebaut (Radio-und Kassettenteil mitsamt Netzteil). Auch das Mikrofon konnte ich verwenden. Nach einigen Versuchen kam dann die folgende Schaltung heraus:
Solche Schaltungen für einen UKW-Oszillator UKW-Sender kursieren im Internet massenweise. Auf zahlreichen deutschsprachigen und internationalen Seiten findet man solche und ähnliche „Sender“. Ich habe mir eine dieser Schaltungen herausgepickt und so angepasst, dass sie mit den vorhandenen Bauteilen auf dem Radiorekorder funktioniert, was ja sozusagen die Aufgabenstellung war. Der Transistor T2 mit der Typenbezeichnung 2SC838 (Aufdruck C838) stammt aus dem UKW-Teil des Radios. Er besitzt auch eine andere Anschlussbelegung als die meisten gängigen Transistoren. Emitter und Kollektor sind vertauscht.
Theoretisch kann hier auch ein anderer Transitortyp verwendet werden (z. B. BC547 oder BC548). Auch diese Transistoren arbeiten noch im (unteren) UKW-Bereich. Statt der beiden Kondensatoren C4 und C5 kann auch ein Drehkondensator mit einer Kapazität von 10-40 und ein weiterer Keramikkondensator mit etwa 18 Pikofarad verwendet werden. Ich habe mich der Einfachheit halber für diese Variante entschieden. Der Oszillator arbeitet mit einer Frequenz von etwa 93-96 MHz.
UKW-Oszillator bauen und was dabei zu beachten ist
Wichtiger Hinweis: Beim Betrieb solcher Schaltungen können immer sogenannte Oberwellen entstehen, die andere Frequenzbereiche beeinflussen bzw. stören.
Die Schaltung besteht aus zwei Teilen. Links (grün markiert) ist der Mikrofonverstärker zu sehen. Er verstärkt die Audiosignale des Mikrofons etwas und bewirkt eine sehr hohe Empfindlichkeit der Schaltung. Selbst leiseste Geräusche hört man sehr laut und deutlich. Das Ticken einer Wanduhr besipielsweise hört sich fast so an, als würde man das Ohr daran halten. Übrigens besitzt das Mikrofon selbst auch schon einen integrierten Verstärker. Die Vorverstärkerschaltung eignet sich auch sehr gut für den Einsatz als separater Mikrofon-Vorverstärker. Ich habe diesen ohne die Oszillatorschaltung aufgebaut und getestet.
Die Oszillatorschaltung
Im rechten Bereich (rot markiert) ist der eigentliche Oszillator zu sehen, der die hochfrequenten Wellen erzeugt. Über den Kondensator C2 werden die Ausgangssignale des Verstärkerteils in den Modulator eingespeist. Es handelt sich hier um eine sogenannte Frequenzmodulation, da die eingespeisten Audiosignale die Oszillatorschwingungen bzw. deren Frequenz beeinflussen. Man könnte noch eine zusätzliche Antenne an den Oszillator anschließen. Mir ging es aber nur um das Schaltungsprinzip. Die Spule übrigens habe ich unverändert aus dem UKW-Teil des Radios übernommen. Es handelt sich um eine einfache Drahtspule mit fünf Windungen und einem Durchmesser von etwa drei Millimetern. Die Oszillatorfrequenz kann durch Verbiegen der Windungen geringfügig verändert werden.
Das Kondensatormikrofon für den UKW-Oszillator darf nur mit einer bestimmten Polarität betrieben werden. Der Masseanschluss ist an der direkten Verbindung der Lötstelle mit dem Gehäuse zu erkennen.
Testaufbau für den UKW-Oszillator
Bevor Sie jetzt möglicherweise die Hände über dem Kopf zusammenschlagen:
Man baut solche Hochfrequenzschaltungen natürlich nicht auf Breadboards auf. Dies hängt u. a. damit zusammen, dass die Kontaktleisten im Inneren der Boards gewissermaßen zusätzliche Kapazitäten darstellen, wodurch solche Schaltungen in ihrer Funktion negativ beeinflusst werden. Mir ging es jedoch nur um das Schaltungsprinzip. Mit solch einer Schaltung ist nicht wesentlich mehr möglich, als sehr kurze Distanzen von einigen Zentimetern zu überbrücken. Mit einer Antenne und einem ordentlichen Aufbau auf einer Platine sieht dies schon etwas anders aus. Doch darum ging es mir nicht.
Ein wichtiger Hinweis zum Schluss:
In Deutschland ist es verboten, nicht zugelassense Sender zu betreiben. Bitte beachten Sie stets die gesetzlichen Bestimmungen bei der Inbetriebnahme entsprechender Schaltungen und Geräte. Die Nutzung der Funkfrequenzen ist in Deutschland sehr streng geregelt. Auch sollten Sender- oder Verstärkerschaltungen mit Mikrofonen nicht verwendet werden, um andere Personen (besonders ohne deren Wissen) abzuhören. Dieser Beitrag hier soll lediglich dazu dienen, die Funktionsweise bzw. den prinzipiellen Aufbau solcher Schaltungen zu beschreiben. Ein eventueller Nachbau bzw. Betrieb solcher Schaltungen durch interessierte Leser erfolgt grundsätzlich auf deren eigene Gefahr.