Erst waren es große und breite sowie flache Anlagen.
Später waren es Türme. Ganze Türme aus HiFi-Komponenten, die aufeinandergestapelt eine Stereoanlage bildeten.
Unten befand sich der Verstärker.
Darüber oft der Tuner, dann das Kassettendeck, und oben darauf stand schließlich der Plattenspieler.
Bei vielen Anlagen kam später noch ein CD-Player hinzu.
Diese Schneider 7035 Kompaktanlage besteht aus Plattenspieler, Kassettenteil, Radio mit UKW, MW und KW sowie einen leistungsstarken Verstärker.
Einen CD-Player besitzt sie nicht. Denn der kam erst später auf den Markt.
Trotzdem ist es eine Anlage, auf die ihr ehemaliger Erstbesitzer bestimmt sehr stolz war. Und das nicht ohne Grund. Sie hat einen ausgezeichneten Klang, das Kassettendeck macht mit seinem motorbetriebenen Kassettenausschub ordentlich was her. Und das alles „Made in Germany“.
Sie stammt von ca. 1980. Leider funktionierte bis auf den Verstärkerteil keine Komponente der Stereoanlage mehr (zumindest nicht richtig). Hier waren also einige Reparaturarbeiten notwendig.
Daraus ist dieser Blogbeitrag entstanden.
Lesen Sie hier, auf welche Schwierigkeiten ich dabei stieß, welche Ersatzteile beschafft werden mussten – und – was ich mit diesen hässlichen Löchern machte, die jemand in die Gehäusefront gebohrt hat.
Das ist das Schneider Power Pack, kurz SPP 7035, bestehend aus den Komponenten 7035P (Plattenspieler), 7035C (Kassettendeck), 7035T (Radio, Tuner) und 7035A (Verstärker).
Die einzige Komponente, die zu Beginn, als ich die Anlage erhielt, noch Lebenszeichen von sich gab, war der Verstärkerteil.
Das Kassettendeck gab zwar noch ein leises Surren von sich, wenn eine Laufwerkstaste betätigt wurde, an die Wiedergabe einer Kassette war jedoch nicht zu denken.
Das Radioteil gab nur ein Rauschen von sich. Das war auch das einzige Lebenszeichen, durch das der Verstärkerteil der Stereoanlage als grundlegend funktionierend eingestuft werden konnte.
Beim Rauschen blieb es aber auch. Kein Wunder, denn eine Sendereinstellung war wegen des gerissenen Skalenseils nicht mehr möglich. Was wie eine LED-Zeile aussieht, ist nämlich eine von einem beweglichen und mit einer Glühlampe ausgestatteten Zeiger von der Rückseite beleuchtete Radioskala, die nur wie aus einzelnen Leuchtdioden bestehend wirkt.
Und auch der Plattenspieler lief nur eingeschränkt. Eingeschränkt deshalb, weil die Automatik gar nicht mehr arbeitete und die Wiedergabe nur noch auf einem Kanal vernünftig funktionierte. Der Motor lief dauernd und ließ sich gar nicht mehr abstellen.
Basierend auf diesen eher ernüchternden ersten Eindrücken folgte dann eine Bestandsaufnahme. Dazu musste ich die einzelnen Komponenten der Schneider SPP 7035 Kompaktanlage ausbauen und diese näher unter die Lupe nehmen.
Die einzelnen Komponenten der HiFi-Anlage von Schneider lassen sich praktischerweise nach Lösen zweier Schrauben pro Komponente einfach nach vorne herausziehen. Das kann man durchaus servicefreundlich nennen.
Es gibt aber einen Haken:
Die Geräte lassen sich im ausgebauten Zustand nicht ohne Weiteres in Betrieb nehmen, etwa für eine Fehlerdiagnose. Es sei denn, man schließt eine externe Stromversorgung an und verwendet einen Verstärker zur Wiedergabe.
Das Bild oben zeigt den Tuner, der ausgebaut werden muss, bevor sich das Kassettendeck herausnehmen lässt. Umgekehrt ist das Kassettendeck vor dem Tuner in das Gehäuse einzusetzen. Weiter unten können Sie einen entsprechenden Hinweis auf einer Platine sehen.
Ein weiterer Hinweis zum Aus- und Einbau der Komponenten in der korrekten Reihenfolge befindet sich auch auf der Rückseite der Schneider-Stereoanlage.
Am Schneider 7035C Kassettendeck (das übrigens fast baugleich ist mit dem Schneider SL 5070C) befindet sich seitlich eine kleine Blende, die separat entfernt werden muss. Ansonsten lässt sich das Gerät ebenfalls nach dem Lösen zweier Schrauben nach vorne aus dem Gehäuse des Schneider SPP 7035 herausziehen.
Hier habe ich das Kassettendeck bereits ausgebaut. So ist zumindest ein Blick auf den Tuner 7035T auch während des Betriebs möglich.
Dies ist die Anschlussplatine mit den einzelnen Steckverbindungen zu den HiFi-Komponenten der Schneider-Anlage. Oben befindet sich der Anschluss für das Kassettendeck (Rekorder), darunter die Anschlüsse für den Tuner und den Vorverstärker. Der Anschluss für das Netzteil und die Endstufe ist rechts zu sehen. Her erhalten die einzelnen Komponenten ihre Spannungsversorgung, außerdem werden die Ausgänge vom Vorverstärker hier an die Endstufen weitergeleitet.
Ebenfalls an dieser Platine angeschlossen ist der Plattenspieler. Dieser benötigt eine Wechselspannung in Höhe von 12 Volt für den Antrieb. Der Ausgang vom Tonabnehmersystem ist über diese Platine mit dem Phono-Vorverstärker verbunden, der sich im Vorverstärkermodul befindet.
In diesem Bild sehen Sie die Verbindungen auf der Verteilerplatine zum Plattenspieler 7035P. Außerdem zu erkennen sind die Verbindungskabel vom Netzteil beziehungsweise der Endstufe zum Bedienteil im oberen Bereich des Schneider SPP 7035 für den Netzschalter und den Kopfhöreranschluss.
Dies ist die im hinteren Bereich der Stereoanlage eingebaute Komponente mit dem Netzteil und den Endstufen, die es auf eine Leistung von immerhin 110 Watt bringen, ausreichend für den Heimgebrauch der Anlage. Gut zu erkennen ist der große Netztrafo im linken Bereich, der alle Komponenten der Anlage mit Strom versorgt. An der Rückseite befinden sich die auf einem großen Kühlkörper montierten Endstufentransistoren.
Ich habe für einen Funktionstest des Tuners den Verstärkerteil, bestehend aus Vorverstärker und Endstufe, zusammen mit dem Tuner ausgebaut und so in Betrieb genommen. Das funktioniert zwar, ist aber eine sehr unsichere und nicht ganz ungefährliche Sache, also nicht zum Nachmachen empfohlen. Der Vorverstärker und der Tuner müssen dabei wegen der Anschlüsse an der Platine übereinandergestellt werden.
Schneider SPP 7035 Tuner mit defektem Skalenseil und Besonderheit
Dies ist der Tuner, bei dem ich bereits die Frontplatte demontiert habe. Wie Sie erkennen können, ist das Skalenseil gerissen. Deshalb war keine Sendereinstellung mehr möglich. Das ist leider ein sehr häufig vorkommender Fehler.
Dieser Radioempfänger weist dabei aber eine Besonderheit auf:
Das Skalenseil ist gleichzeitig auch die Versorgungsleitung für den beleuchteten Zeiger, mit dessen Hilfe die Skala, die auf den ersten Blick gesehen aus vielen einzelnen LEDs zu bestehen scheint, von hinten beleuchtet. In der folgenden Abbildung ist sie aus der Nähe zu sehen.
Innerhalb der Skalenseile befanden sich Drähte, welche die Versorgungsspannung zur Glühlampe leiteten. Im Bild sind die Reste des gerissenen Skalenseils mit den Anschlüssen zur Glühlampe gut zu sehen. Leider war es mir aber nicht möglich, solches Skalenseil zu bekommen, deshalb habe ich „normales“, nicht leitendes Skalenseil verwendet und sehr dünne Kabel zur Spannungsversorgung für die Glühlampe. Das ist zwar nicht optimal, da sich die Kabel nur schlecht beweglich verlegen lassen, aber zumindest eine Lösung.
Hier ist der Tuner mit dem neuen Skalenseil zu sehen, das nun noch mit dem Skalenzeiger mit der Glühlampe verbunden werden musste. Danach folgte noch der Anschluss der Glühlampe mithilfe der dünnen Anschlusskabel.
Abstimmung mit Poti und Kapazitätzdiode
Die Frequenzeinstellung erfolgt bei diesem Radioempfänger nicht mit einem Drehkondensator, sondern einem Poti. Die Frequenzeinstellung des analogen Tuners erfolgt hier mithilfe einer Kapazitätsdiode.
Eine Kapazitätsdiode, auch als Varicap oder Abstimmdiode bekannt, ist eine spezielle Halbleiterdiode, die in Sperrrichtung betrieben wird. Durch die anliegende Spannung verändert sich die Breite der Sperrschicht am pn-Übergang, was die Kapazität dieser Schicht beeinflusst. Steigt die Spannung, sinkt die Kapazität; sinkt die Spannung, steigt die Kapazität.
Diese spannungsabhängige Kapazität macht die Kapazitätsdiode nützlich für Anwendungen wie elektronische Frequenzabstimmungen. Über das Potentiometer wird dabei die veränderbare Spannung bereitgestellt.
Die Stationstasten am Radioteil sind ebenfalls mit Potentiometern ausgestattet (hier Spindelpotentiometer). Über diese lassen sich mithilfe einer veränderbaren Spannung die einzelnen Frequenzen einstellen. Für jede Stationstaste ist ein solches Spindelpotentiometer verbaut.
Hier ist der Tuner für die Schneider SPP 7035 Stereoanlage nach Montage des neuen Skalenseils zu sehen, darunter befindet sich der Vorverstärker. Nun zum Plattenspieler:
Der Plattenspieler Dual 1256 im Schneider SPP 7035
Dies ist der Antrieb des Plattenspielers mit der Umschaltung für die Drehzahl des Plattentellers und der Feineinstellung für die Drehzahl (Pitch). Der Antrieb des Plattentellers erfolgt über einen Flachriemen, der leider schon verschlissen ist. Aber nach mehr als 40 Jahren ist das auch kein Wunder.
Hier ist der komplette Antrieb zu sehen. Auf das große Kunststoffrad wird später der Plattenteller aufgelegt. Die Umschaltung der Drehzahl erfolgt über einen Hebelmechanismus und nicht über die Drehzahleinstellung des Motors.
Den Antriebsmotor habe ich für eine Reinigung und zum Aufbringen neuern Schmiermittels ausgebaut. Er erhält also eine Wechselspannung für den Betrieb. Es handelt sich also um einen Synchronmotor mit einer frequenzabhängigen Drehzahl.
Solche Motoren wurden, ausgelegt für die Netzspannung, in vielen Tonbandgeräten und Plattenspielern eingebaut. Ihr Vorteil: Sie liefern auch ohne separate Motorsteuerung eine gleichmäßige Drehzahl, wie diese zum Antrieb eines Plattenspieler-Laufwerks oder eines Bandlaufwerks notwendig ist.
Dieser Motor hier läuft allerdings nicht direkt an der Netzspannung, sondern erhält seine Betriebsspannung über einen separaten Ausgang am Netztrafo für die Stereo-Kompaktanlage.
In einer seitlichen Ansicht ist gut der Läufer dieses Synchronmotors zu sehen. Die Statorspulen befinden sich links und rechts in den weißen Kunststoffgehäusen.
Der Anschluss des Tonabnehmersystems an den Vorverstärker erfolgt über mehrere Flachsteckverbinder unterhalb des Plattenspielerchassis. Die Anschlüsse sind mithilfe eines kleinen Bleches abgeschirmt, um Störeinflüsse zu vermeiden.
Der Plattenspieler ließ soweit wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzen. Nach dem Auswechseln der Tonabnehmernadel und dem Instandsetzen der Automatik lief er wieder. Der Ein-Ausschalter für den Motor hing etwas fest, wahrscheinlich durch eine lange Standzeit des Gerätes und Materialermüdung verursacht.
Die Wiedergabe einer Platte war problemlos, zumindest für ein paar Sekunden. Dann fiel immer wieder der linke Kanal aus. Von da an war links nur ein leiser und verzerrter Ton zu hören. Die Fehlersuche begann.
Das Tonabnehmersystem wurde ebenfalls durchgemessen, obwohl mir ein Fehler daran eher unwahrscheinlich erschien. Auch die komplette Kabelverbindung zum Vorverstärker habe ich überprüft. Alles ohne Ergebnis.
Eine weitere Fehlerquelle ist die Stummschaltung des Tonabnehmers in Form eines Schaltkontaktes, der die Signalleitungen vom Tonabnehmer beim Abschalten des Plattenspielers auf Masse schaltet. Aber auch dies zeigte kein Ergebnis.
Dann kam ich durch einen Zufall auf die Fehlerursache, weshalb der Plattenspieler immer wieder nach nur wenigen Sekunden nur noch auf dem rechten Kanal spielte: der Umschalter für die Eingangsquelle am Vorverstärker.
Anscheinend gab es hier Kontaktprobleme, die den Ausfall des linken Kanals am Plattenspieler verursachten. Nach mehrmaligem Betätigen des Schalters ließ sich das Problem schließlich beheben.
Dies ist die Rückseite des Schneider SPP 7035 mit den großen Endstufentransistoren auf dem Kühlkörper. Das Gehäuse ist aus Holz stabil aufgebaut. Alleine das leere Holzgehäuse der Kompaktanlage bringt es auf mehrere Kilogramm Gewicht. Aber auch die Endstufe mit dem schweren Netztrafo trägt wesentlich zum Gesamtgewicht der Anlage bei, das bei mehr als 20 Kilogramm liegen dürfte.
Ein Blick von oben auf das Stereoanlagen-Gehäuse mit ausgebautem Schallplattenspieler. Es ist übrigens ein Dual Plattenspieler 1256 mit dem Tonabnehmersystem Dual DN 140-S verbaut.
Gut zu erkennen ist die schon erwähnte Anschlussplatine, außerdem der Kabelstrang für den Netzschalter und die Kopfhörerbuchse oben an der Vorderseite der Anlage.
Dies ist das leere Gehäuse der Schneider-Stereoanlage. Die obere Abdeckung an der Vorderseite war nicht nur angeschraubt, sondern zusätzlich auch festgeklebt. Ich habe diese Abdeckung demontiert, um später das MP3-Player_Modul einbauen zu können und hierfür schon einmal „Maß zu nehmen“.
Ein Blick auf die Unterseite der Anlage mit abgenommener Bodenabdeckung. Hier im Bild zu sehen ist die Platine des eingebauten Vorverstärker-Moduls.
Hier ist die Stereoanlage Schneider SPP 7035 während eines Probelaufs zu sehen. Ebenfalls (leider) gut zu sehen sind die hässlichen Löcher an der oberen Abdeckplatte an der Front des Gerätes. Ich habe mich dazu entschlossen, hier ein MP3-Player-Modul einzubauen.
Das hat gleich mehrerlei Nutzen: Die hässlichen Löcher sind dann nicht mehr so zu sehen wie hier. Außerdem erweitert das die Funktionen der Anlage, sie lässt sich so technisch etwas modernisieren und um die MP3-Wiedergabe und Bluetooth erweitern. Ein passendes Modul habe ich bei AliExpress bestellt.
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MP3 und Bluetooth in Stereoanlage einbauen
Wie man sieht, habe ich darauf geachtet, ein MP3-Player-Modul zu bestellen, das die hässlichen Löcher in der Gehäusefront der Stereoanlage komplett verschwinden lässt. Sie sind so nicht mehr sichtbar. Für den Einbau musste ich natürlich eine Öffnung in die Gehäusefront sägen. Aber so sieht es auf jeden Fall besser aus als vorher.
Nach dem Einbau des Moduls musste es natürlich korrekt an die Anlage angeschlossen werden. Eine Stromversorgung entnahm ich dem Vorverstärkerteil. Leider stand mir dafür nur eine Wechselspannung von rund 29 Volt zur Verfügung. Deshalb habe ich eine kleine Platine mit einem Spannungsregler eingebaut, um die für dieses Modul benötigten 5 Volt zur Verfügung zu stellen. In der folgenden Abbildung ist sie zu sehen.
Die kleine Platine mit dem Spannungsregler, ein paar Elkos und einer Gleichrichterdiode konnte praktischerweise direkt an einem metallenen Rahmenteil des Vorverstärker-Einschubs befestigt werden. Eine passende Bohrung für die Schraube war sogar schon vorhanden.
Der Anschluss an den Vorverstärker der Stereoanlage erfolgte an den Eingang Tonband 2. So konnte ich den ohnehin nicht verwendeten Eingang zur Wiedergabe vom Modul benutzen. Ich habe die Anschlusskabel auf der Unterseite der Platine für den Vorverstärker direkt angelötet. Theoretisch könnte man so sogar den zusätzlichen Eingang an der Vorderseite des Verstärkers weiterhin nutzen. Die folgende Abbildung zeigt das Ergebnis des Einbaus.
Zum Schluss wurde die Anlage komplett zusammengebaut, dann habe ich das Modul getestet. Der Bluetooth-Empfang ist zwar nicht besonders gut, da das Modul nur eine sehr begrenzte Reichweite hat. Aber es funktioniert.
Vor allem wichtig war mir die Möglichkeit, MP3-Dateien von einem USB-Stick oder einer SD-Speicherkarte über das Modul und die Stereoanlage wiederzugeben. Und das funktioniert sehr gut. Das Modul enthält auch ein UKW-Empfangsteil. Es lässt sich somit auch sehr gut in einen Verstärker einbauen.
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