Oszilloskop Voltcraft 2040 reparieren

Das Oszilloskop Voltcraft 2040 ist schon viele Jahre in meinem Besitz und hat mir oft gute Dienste geleistet.

Aber eine Sache hat mich dann doch immer mehr gestört.

Es ist eine Sache, die ebenso offensichtlich wie nervig ist: die Drehschalter mit Kontaktproblemen.

Das ist eine typische „Krankheit“, von der zahlreiche Oszilloskope (und viele andere Elektronikgeräte) heimgesucht werden.

Es betraf die drei großen Drehschalter für die Zeitbasis sowie die Spannungseinstellung für beide Kanäle. Mehr über die Grundlagen zur Bedienung und Nutzung finden Sie hier verlinkten Beitrag über Oszilloskope.

Diese Drehschalter mit Kontaktschwierigkeiten ließen das Oszillogramm bei kleinsten Berührungen der Schalter (zum Teil komplett ohne sie zu berühren) auf dem Bildschirm wackeln. Das macht natürlich ein Ablesen sehr schwierig. Hier musste also etwas geschehen, wenn ich das Oszilloskop weiterhin vernünftig nutzen wollte.

Natürlich könnte ich auch ein moderneres digitales Oszilloskop verwenden, auch ein solches habe ich und nutze ich auch. Aber dieses analoge Oszilloskop ist für viele Messungen und Darstellungen von Oszillogrammen immer noch sehr gut geeignet, außerdem arbeitet die Analogdarstellung ruckelfrei und ohne Verzögerungen.

Im Bild zu sehen ist das vormals defekte Oszilloskop Voltcraft 2040 mit den farblich markierten Einstellbereichen, darin enthalten die drei großen Drehschalter mit Wackelkontakt.

Oszilloskop Voltcraft 2040 Einstellbereiche für Volt und Zeit
Oszilloskop Voltcraft 2040 Einstellbereiche für Volt und Zeit

Die weiteren Einstellungen am Voltcraft 2040 funktionierten ohne Wackelkontakte oder Ähnliches. Leider ist eine solche Reparatur alles andere als einfach. Es erfordert schon einiges an Aufwand, um das Gerät zu zerlegen und um an die Kontakte in den Schaltern heranzukommen.

Die folgende Abbildung zeigt das Oszilloskop Voltcraft 2040 geöffnet. Gut zu sehen ist die große Oszillographenröhre. Man erkennt hieran sehr gut, wie die Tiefe des Gehäuses zustande kommt.

Schließlich handelt es sich bei diesem Gerät der Zeit von ca. 1985/86 noch um ein Gerät mit Röhre statt Flachdisplay, wie dies heute üblich ist und um ein analoges Oszilloskop.

Innenleben Voltcraft 2040 von oben gesehen
Innenleben Voltcraft 2040 von oben gesehen

Kurz zur Marke Voltcraft

Die Marke Voltcraft wurde 1982 von Conrad Electronic eingeführt, um hochwertige elektronische Messgeräte zu einem erschwinglichen Preis anzubieten. Das erste Produkt war das Digitalmultimeter VOLTCRAFT 6010, das dem damaligen Stand der Technik entsprach und zu einem Preis angeboten wurde, der zum Teil deutlich unter dem vergleichbarer Konkurrenzprodukte lag.

In den folgenden Jahren erweiterte Voltcraft sein Sortiment kontinuierlich. 1985 brachte die Marke ihr erstes Oszilloskop mit einer Bandbreite von 20 MHz auf den Markt. 1987 folgte ein digitales Oszilloskop, das sowohl im analogen als auch im digitalen Modus betrieben werden konnte.

Das Voltcraft 2040 kam 1985 auf den Markt und hat eine Bandbreite von 20 MHz. Es ist ein Zweikanal-Oszilloskop, ganz im Gegensatz zu einem anderen Voltcraft-Oszilloskop, dem Voltcraft 1536, das im verklinkten Beitrag vorgestellt wird.

Doch nun wieder zurück zum Voltcraft 2040 und den Problemen mit den Drehschaltern.

Innenleben vom Oszilloskop Voltcraft 2040

Die Unterseite des Gerätes zeigt bereits zwei der drei Drehschalter beziehungsweise deren Platinen. Hier wurden bereits die beiden Abschirmbleche auf deren Unterseiten entfernt. In der Abbildung zu sehen sind sie links hinter der Fronplatte des Oszilloskops.

Innenleben Voltcraft 2040 von unten gesehen
Innenleben Voltcraft 2040 von unten gesehen

Um die beiden Einsteller ausbauen zu können, mussten ein paar Anschlüsse abgelötet werden, darunter einige Massekabel zur Abschirmung sowie ein paar Verbindungen zur Platine, welche sich in der Mitte des Gerätes befindet.

Innenleben Voltcraft 2040 von der Seite mit Netztrafo
Innenleben Voltcraft 2040 von der Seite mit Netztrafo

In der Seitenansicht mit genauerem Hinschauen zu sehen ist der dritte Umschalter, mit dem die Einstellung der Zeitbasis erfolgt. In der Abbildung ist er im linken oberen Bereich zu sehen. Das Einstellpoti unten in der Mitte dient zur Bilddrehung, falls der waagerechte Strich in einmal nicht genau waagerecht verlaufen sollte. Die Einstellung ist auch bei geschlossenem Gehäuse möglich.

Voltcraft 2040 innenansicht rechts von der Seite gesehen
Voltcraft 2040 Innenansicht rechts von der Seite gesehen

Hier sind gut die Massekabel zu sehen, die zum Ausbau der Umschalter zu lösen sind. Die Abschirmungen selbst habe ich nach dem Ausbau der Drehschalter entfernt.

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Oszilloskop Einstellschalter unter Abschirmblech
Oszilloskop Einstellschalter unter dem Abschirmblech
Voltcraft Oszilloskop Anschlüsse am Drehschalter
Ein paar Anschlüsse am Drehschalter mussten abgelötet werden, um die Platine auszubauen

Dies ist einer der Anschlüsse, über den der Schalter mit dem Rest der Elektronik im Voltcraft Oszilloskop verbunden ist.

Innenleben Oszilloskop und Dreschalter für einen Kanal
Einer der Anschlüsse ist über einen Widerstand und einen Kondensator mit der Hauptplatine verbunden

Ein weiterer Anschluss befindet sich hinten am Schalter. Er ist über einen Lötanschluss mit der Platine verbunden. Beim Ablöten sollte man aufpassen, dass sich nicht der Lötstift mit auslötet. Die Lötstelle auf der anderen Seite der Platine ist nicht sehr gut zu erreichen. Der Stift erhitzt sich natürlich sehr schnell und löst sich ebenso schnell.

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Die Drehschalter und deren Reinigung

Umschalter Spannungswerte aus Voltcraft Oszilloskop 2040
Einer der beiden Umschalter Spannungswerte aus Voltcraft Oszilloskop 2040

Dies ist einer der beiden ausgebauten Drehschalter für die Einstellung der Messspannung. Die Abschirmung wurde hier bereits entfernt, um an die Kontakte zu gelangen.

Kontaktflächen auf einem Drehschalter von einem Oszilloskop
Die Kontaktflächen vom Umschalter aus dem Voltcraft 2040

Sieht man etwas genauer hin, lässt sich bereits erahnen, warum die Schalter Kontaktprobleme hatten. Die Kontaktflächen waren fast komplett mit einer dunklen Schicht bedeckt, die eine exakte Einstellung fast unmöglich machte.

Drehschalter aus dem Oszilloskop während der Reinigung der Kontakte
Die dunkle Schmutzschicht ließ sich glücklicherweise gut entfernen

Vom vorderen Kontakt wurde bereits einiges an Schmutz gelöst, wie man am Wattestäbchen gut erkennen kann. Vergleichen Sie die Kontaktflächen am vorderen und hinteren Kontakt. Dann wird der Unterschied sehr deutlich. Glücklicherweise ließen sich die Schmutzrückstände sehr gut mit Wattestäbchen und Isopropanolalkohol entfernen.

Der dritte Umschalter im Voltcraft 2040

Oszilloskop Drehschalter für die Zeitbasis vom Voltcraft 2040
Die Kontakte am Drehschalter für die Zeitbasis sind zwar von unten zu sehen, aber im eingebauten Zustand sehr schlecht zu reinigen

Auch der dritte Schalter im Oszilloskop Voltcraft 2040 war betroffen. Ich entschloss mich dazu, auch diesen Schalter auszubauen und dessen Kontakte gründlich zu reinigen. Schließlich war das Oszilloskop nun einmal auseinandergebaut und sollte nachher wieder einwandfrei funktionieren. Zum Ausbau dieses Schalters mussten mehrere Steckverbindungen gelöst werden. Der Ausbau war etwas kniffelig, da der Platz eben gerade ausreichte, um den Schalter herausnehmen und später wieder einbauen zu können.

Elektronik in einem analogen Oszilloskop von 1985

Hier ist eine weitere Ansicht mit dem Umschalter. Eine Reinigung der Schalterkontakte im eingebauten Zustand ist zwar generell möglich, aber sehr umständlich. Deshalb entschloss ich mich, auch diesen Umschalter auszubauen. Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Nachdem ich zunächst die beiden Umschalter für die Spannungsumschaltung ausgebaut, gereinigt und wieder eingebaut hatte, habe ich das Gerät ausprobiert. Nachdem die beiden Schalter wieder funktionierten, wurde der dritte Umschalter auf die gleiche Weise gereinigt.

Stark verschmutzte Wattestäbchen, die zur Reinigung verwendet wurden

Oszilloskop-Reparatur: Hat es sich gelohnt?

Und das ist das Ergebnis, neben dem erfolgreich reparierten Oszilloskop natürlich. Die Reinigung mit den Wattestäbchen ist zugegebenermaßen nicht ganz optimal, da hierbei immer die Gefahr besteht, dass die Wattebausche an den Kontaktzungen hängen bleiben und diese möglicherweise verbiegen. Deshalb ist bei dieser Arbeit Fingerspitzengefühl und viel Geduld gefragt.

Aber es hat sich gelohnt. Jetzt funktioniert das rund 40 Jahre alte Oszilloskop wieder und kann für viele weitere Jahre genutzt werden. Es bietet zwar nicht so viele Funktionen wie moderne Digitaloszilloskope. Aber ich nutze es nach wie vor sehr gerne.

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