Dieser Thin Client des Typs HP Compaq T5710 kann wie der T5135 als DOS-Rechner verwendet werden. Auch Windows 98 ist nutzbar, die dafür benötigten Treiber gibt es im Internet als Downloads.
Er ist etwas besser ausgestattet als der Thin Client HP T5135, der auf dieser Seite vorgestellt wurde. Dieser Computer hat 256MB RAM, einem 800MHz-Prozessor und ein Flash-Laufwerk (auch hier als DOM = Disk on Module) mit einer Kapazität von 256MB). Soll dieses Laufwerk verwendet werden, reicht es sogar für die Installation von ein paar Spielen. Das Netzteil ist auch hier extern und hat eine Ausgangsspannung von 12 Volt. Normalerweise wird noch ein Standfuß zu diesem Gerät mitgeliefert. Zur Not kann der Rechner aber auch liegend genutzt werden.
Die Anschlussmöglichkeiten ähneln denen des HP T5135, allerdings ist hier nur ein PS/2-Anschluss vorhanden, der entweder für eine Tastatur oder eine Maus genutzt werden kann (einstellbar im BIOS). Ich habe eine Maus und eine Tastatur mit USB-Anschluss verwendet. Dazu müssen aber im BIOS die Funktionen USB Keyboard Support und USB Mouse Support aktiviert sein (zu finden im Menü Integrated Peripherals). Auch jeweils ein serieller und paralleler Anschluss sowie vier USB-Anschlüsse sind vorhanden. Weitere USB-Anschlüsse auf der Vorderseite gibt es dafür leider nicht. Auch die Audioanschlüsse befinden sich nur auf der Rückseite des Computers.
HP Compaq T5710 öffnen
Wegen der Abschirmung ist unter dem Kunststoffgehäuse ein zusätzliches Metallgehäuse zu finden. Auf diesem befindet sich sogar ein kleiner Lizenzaufkleber für das auf dem Flash-Speicher aufgespielte Windows XP Embedded. Es handelt sich hier um eine abgespeckte Version des Betriebssystems, in der hauptsächlich die zum Betrieb des Rechners in einem Netzwerk mit Anschluss an einen Server notwendigen Komponenten enthalten sind. Das System ist modular aufgebaut und kann an die Hardware und insbesondere an die Speicherkapazität des jeweiligen Rechners angepasst werden. Durch das Weglassen aller nicht benötigten Softwarekomponenten passt es auch auf den recht kleinen Flash-Speicher mit nur 256MB.
Zur Hardware des HP Compaq T5710
Doch zunächst zurück zur Hardware. Die Metallabdeckung kann nach dem Lösen zweier Schrauben abgenommen werden. So sieht es unter der Metallabdeckung aus. Der weiße PCI-Anschluss im Bild auf der linken Seite fällt gleich auf. Hier lässt sich eine handelsübliche PCI-Steckkarte anschließen. Um diesen Anschluss aber nutzen zu können, benötigt man einen Winkel-Steckadapter, mit dessen Hilfe die Karte parallel zum Mainboard liegend eingesetzt werden kann. Damit sie noch ins Gehäuse passt, sind geänderte Gehäuseteile notwendig, die es seinerzeit als Zubehörteile gab. Ebenfalls auffällig ist der Steckplatz für das RAM-Modul, im Bild zwischen Kühlkörper und Parallelport rechts zu sehen. Hier wurde eines mit 256MB eingesetzt. Auch größere Module sollen einsetzbar sein.
Der Flash-Speicher ist unten links im Bild zu sehen. Hier lassen sich bei Bedarf auch Module mit mehr Speicherkapazität einsetzen, etwa zum Installieren von Windows 98 oder einem anderen System. Alternativ kann auch ein IDE44-Kabel angeschlossen werden, um das Mainboard mit einer IDE-Festplatte als Massenspeicher nutzen zu können. Als CPU wurde ein Transmeta Crusoe mit 800MHz eingesetzt, als Grafikchip ein ATI Radeon 7000M. Der Chipsatz VIA VT8231 als Southbridge mit AC97-Codec kann anders als beim T5135 mit VT8237-Chipsatz auch unter DOS genutzt werden, zum Beispiel für die Soundausgabe von Spielen, was den Computer vor allem für diesen Bereich interessant macht. Mehr dazu weiter unten.
Der Soundchip im HP Compaq T5710
Dies ist der besagte Chip, der die Soundausgabe unter DOS ermöglicht. Er muss aber zunächst aktiviert werden, bevor unter DOS (ich meine nicht den MS-DOS-Modus von Windows 9X, sondern den reinen DOS-Modus, zum Beispiel beim Starten von MS-DOS 6.22). Die benötigten Dateien heißen VIASBCFG.COM und VIAFMTSR.COM. Beide Dateien sind unter dem Link unten zu finden.
Das RAM-Speichermodul hat eine Größe von 256MB mit Spezifikation DDR PC2700S (laut Aufdruck RAM-Baustein). Der Speicher ist hier nicht wie beim HP Thin Client T5135 fest verbaut. Außerdem hat dieser Rechner die doppelte Speicherkapazität.
Die CMOS-Batterie (rechts im Bild zu sehen) sollte überprüft und bei Bedarf ausgewechselt werden, schließlich sind diese Geräte schon einige Jahre alt. Es könnte sonst sein, dass die Einstellungen im BIOS nicht gespeichert werden. Es handelt sich wie beiden meisten Mainboards um eine Lithium-Batteriezelle mit der Bezeichnung CR3032 mit 3 Volt.
Das Betriebssystem auf dem Thin Client T5710
So sieht das original auf dem Thin Client HP Compaq T5710 installierte Windows XP Embedded direkt nach der Neuinstallation aus. Mithilfe dieses Betriebssystems kann eine Verbindung zu einem Remote-Server im Netzwerk hergestellt werden. Viel mehr an Funktionen bietet das Betriebssystem aber nicht, da der interne Flash-Speicher kaum genügend Kapazität für zusätzliche Software hat. Inwieweit ein solches System heute noch sinnvoll genutzt werden kann, sei einmal dahingestellt.
Windows 98 auf dem Thin Client T5710
Auch Windows 98 lässt sich auf dem Computer installieren, aus Mangel an Speicherkapazität aber nicht auf dem original eingebauten Flash-Speichermodul. Hier wurde eines mit 1GB Speicherkapazität verwendet. Die für Windows 98 benötigten Treiber sind im Internet erhältlich. Ich habe das Windows-System aber nicht weiter ausprobiert, es wurde nur zum Test installiert. Die Windows-Treiber für Chipsatz, Sound- und Grafikkarte ließen sich ohne Weiteres herunterladen und installieren. Dank eines universellen Treibers für USB-Laufwerke lassen sich auch Daten mithilfe von USB-Sticks auf den Computer übertragen. Die Treiber dafür sind unter dem Link am Ende des Artikels zu finden.
Die DOS-Installation auf dem Thin Client
Für die DOS-Installation muss der Thin Client erst einmal mithilfe eines externen Datenträgers gestartet werden. Das kann natürlich mit einem USB-Stick geschehen, auf den zuvor ein Betriebssystem wie MS-DOS installiert bzw. der Stick damit startfähig gemacht wurde. Hier wurde ein solcher Stick verwendet. Mit diesen lässt sich der Computer starten und das Partitionierungsprogramm FDisk aufrufen. In der Abbildung ist das Programm zu sehen, jedenfalls der schon fertig partitionierte Flash-Speicher des HP Compaq T5710. Hier mit dieser Flash-Speicher als Laufwerk D angezeigt. Das kommt daher, dass der USB-Stick beim Bootvorgang als Laufwerk C eingerichtet wird.
Eine eventuell noch vorhandene Partition auf dem Datenträger kann mithilfe dieses Programms gelöscht und eine neue DOS-Partition angelegt werden. Damit später das Betriebssystem von diesem Laufwerk gestartet werden kann, muss die Partitionen auch noch aktiviert werden. Und genau hier liegt das Problem beim Starten von einem USB-Stick. Das interne Laufwerk (hier der Flash-Speicher im Computer) wird als zweite Festplatte erkannt. FDisk erlaubt aber keine Aktivierung der zweiten Festplatte, die vom Programm erkannt wurde. Mit anderen Worten heißt dies, dass der interne Flash-Speicher nicht aktiviert und somit startfähig gemacht werden kann. Um dieses Problem zu umgehen, wurde ein externes Diskettenlaufwerk zum Start des Systems und zum Einrichten von DOS verwendet.
USB-Sticks als Datenträger zum Starten des Thin Clients:
Nach einigen Versuchen mit USB-Sticks von verschiedenen Herstellern hat sich gezeigt, dass dieser Thin Client sehr wählerisch ist und nicht jeder USB-Stick zum Starten des Systems verwendet werden kann. Einige Sticks werden gar nicht erkannt, bei anderen blieb das System während des Hochfahrens hängen. Anscheinend eignen sich nur einige Sticks für die Verwendung als Bootlaufwerke.
Es kann ein einfaches Diskettenlaufwerk mit USB-Anschluss zur Einrichtung des Systems eingesetzt werden. Es wird noch eine Startdiskette (MS-DOS oder FreeDOS) benötigt, um das System hochzufahren. Das Diskettenlaufwerk wird üblicherweise als Laufwerk A eingerichtet. Nun kann mithilfe von FDisk der interne Flash-Speicher als erste (und einzige) Festplatte auch aktiviert werden. Anschließend erfolgt die Installation des DOS-Systems auf dem Flash-Speicher. Dabei werden auch die VIA-Konfigurationsprogramme auf den Datenträger kopiert. Außerdem werden in der Autoexec.bat die Parameter für die Soundkarte festgelegt und noch einige weitere Einstellungen in dieser Datei und der Config.sys vorgenommen. Anschließend können bereits die ersten DOS-Programme auf den Rechner kopiert werden.
DOS und Spiele auf dem Thin Client HP Compaq T5710
Auch als DOS-Computer für ältere Spiele ist der Thin Client HP T5710 aufgrund der Soundkarten-Kompatibilität gut geeignet. Er hat genug Rechenpower für die meisten gängigen Spiele. Wird nur DOS ohne Windows auf dem Rechner bzw. auf dem originalen Flash-Speicher installiert, reicht es sogar für ein paar Spiele. Sollen aufwendigere Programme installiert werden, empfiehlt sich aber die Verwendung eines größeren Datenträgers oder einer Festplatte. Die Festplatte wird aber kaum genügend Platz im sehr kompakten Gehäuse des Thin Clients finden. Außerdem ist dann der Rechner nicht mehr geräuschlos wie im originalen Zustand und bei Verwendung eines Speichermoduls. Es gibt aber größere IDE-Flash-Speicher zu kaufen. Diese lassen sich direkt auf das Mainboard stecken und als Festplatten zum Installieren des Betriebssystems nutzen.
Einer der Vorteile bei der Nutzung solcher Speichermodule besteht darin, dass sie völlig geräuschlos arbeiten und relativ schnelle Zugriffszeiten haben. Die Speicher werden auch als Disk on Module (kurz DOM) bezeichnet. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen. So gibt es auch Ausführungen zum Anschluss an interne IDE-Ports in Computern, an die normalerweise Festplatten mit einer Größe von 3,5 Zoll angeschlossen werden. Diese Speichermodule haben 40-polige Anschlüsse und sind für dieses Gerät hier nicht geeignet. Dieses Mainboard benötigt einen 44-poligen Anschluss, wie dieser für Festplatten mit einer Einbaugröße von 2,5 Zoll verwendet wird. Ein passendes Speichermodul sehen Sie auch in der folgenden Abbildung. Daneben (links) zu sehen ist ein Adapter zur Aufnahme von Compact-Flash-Speicherkarten.
Das Flash-Speichermodul ist sehr kompakt und zur Installation direkt auf dem Mainboard des Thin Clients vorgesehen. Deshalb besitzt es statt der bei Festplatten und Adaptern für Compact-Flash-Speicherkarten üblichen Steckerreihen das passende Gegenstück in Form einer Buchsenleiste, wie auch im Bild zu sehen ist. Soll eine Festplatte oder ein Adapter für CF-Speicherkarten genutzt werden, ist ein 44-poliges IDE-Kabel notwendig.
DOS-Treiber und IRQ
Zunächst wollte die Soundausgabe unter DOS nicht funktionieren. Als Grund dafür stellte sich ein Problem mit dem Parallelport heraus, das es anscheinend bei der Nutzung des Soundchips unter DOS gibt. Der Parallelport nutzt den IRQ 7, dem Soundchip habe ich in der Autoexec.bat den IRQ 5 zugewiesen. Das sollte eigentlich kein Problem darstellen. Nur ließ sich der Soundchip unter DOS nicht aktivieren.
Die Ausgabe des Treibers war zwar positiv, allerdings hängte sich der Computer immer dann auf, wenn der Soundchip von einem Spiel (getestet unter anderem mit Blood und Duke3d) angesprochen wurde. Erst nach der Deaktivierung des Parallelports im BIOS des Rechners funktionierte es. IRQ 5 ließ sich aber auch bei deaktiviertem Parallelport nicht nutzen. Soweit zu den Versuchen. Es bleibt natürlich die Frage, ob man den Parallelport unter DOS überhaupt benötigt, wenn der Rechner als Retro-Spielecomputer genutzt wird.
Links Treiber für den HP Compaq T5710:
DOS-Treiber VIA VT8231: https://www.vogons.org/viewtopic.php?t=73270
USB-Treiber für Datenträger unter Windows 98: https://www.creopard.de/projekte/windows-98-se-nusb-geraetetreiber-fuer-usb.htm