Oszilloskop und Trenntrafo zusammen nutzen und was Sie wissen sollten

Oszilloskop und Trenntrafo: wie geht das zusammen?

Und das am besten ohne Gefahr für Nutzer und Gerätschaften?

Lesen Sie hier, was Sie zu diesem Thema unbedingt wissen sollten.

In der Welt der Elektronik sind Messungen wichtig, um Fehler zu finden und um die Funktion einzelner Schaltungsteile zu überprüfen.

Dabei kommt oft neben dem Vielfachmessgerät auch das gute alte Oszilloskop zum Einsatz. Das Oszilloskop bietet Ihnen die Möglichkeit, elektrische Signale sichtbar zu machen und ihre Eigenschaften genauer zu analysieren.

Doch in vielen Fällen kommen auch Trenntrafos zum Einsatz, um die Sicherheit beim Testen von Geräten zu gewährleisten.

Was nun aber, wenn beides gleichzeitig verwendet wird? Geht das immer problemlos oder gibt es wichtige Dinge zu beachten? Darum geht es hier.

Warum ein Trenntrafo für Prüfzwecke genutzt wird

Ein Trenntrafo wird vor allem dann verwendet, wenn ein Gerät getestet werden soll, das entweder eine galvanische Trennung von der Netzspannung erfordert oder das Risiko birgt, dass gefährliche Spannungen auf das Gehäuse oder andere leitende Teile übertragen werden.

Besonders bei Prüfungen an Geräten, die bauartbedingt keine Netztrennung haben, stellt der Trenntrafo sicher, dass der Prüfling von der Netzspannung isoliert bleibt.

Dies schützt sowohl das Gerät vor möglichen Schäden als auch den Techniker vor einem elektrischen Schlag.

Sie wissen noch gar nicht, wozu ein Trenntrafo da ist und wie er aufgebaut ist? Mehr zu diesem Thema können Sie im Beitrag über den Trenntransformator nachlesen.

Das unsichtbare Risiko: das geerdete Oszilloskop

Wo ist eigentlich das Problem? Der Trenntrafo trennt das zu prüfende Gerät von der Erdung des Stromnetzes. So weit, so gut.

Nun bleibt das Oszilloskop, das zur Messung verwendet wird, aber weiterhin geerdet. Das geschieht über den Schutzkontaktstecker des Gerätes.

Diese Erdung ist an sich eine Schutzmaßnahme, die im Falle eines Kurzschlusses oder einer Fehlfunktion des Gerätes verhindern soll, dass gefährliche Spannungen auf das Gehäuse übertragen werden.

Ein netzbetriebenes Oszilloskop ist geerdet, das heißt, sein Gehäuse ist über den Schutzkontakt des Netzkabels mit der Erde verbunden.

Doch in Kombination mit einem Gerät, das über einen Trenntrafo betrieben wird, entsteht ein unsichtbares, aber gefährliches Risiko.

Die Erdung des Oszilloskops und die galvanische Trennung des Geräts können zu einem unerwünschten Erdpotenzial führen, das zu Kurzschlüssen, Fehlmessungen oder sogar zu Beschädigungen des Oszilloskops selbst führen kann.

Schauen Sie sich dazu auch die folgende Skizze an.

Oszilloskop und Trenntrafo zusammen verwenden
Oszilloskop und Trenntrafo zusammen verwenden? Beachten Sie die Erdung, die durch das Oszi erfolgt.

Rechts im Bild ist ein zu prüfendes Gerät dargestellt. Das kann zum Beispiel ein Fernsehgerät sein, aber auch ein anderes netzbetriebenes Gerät.

Es ist ein häufiges Missverständnis, dass das geerdete Oszilloskop und der Trenntrafo problemlos zusammenarbeiten können. Im Gegenteil.

Es kann sogar schwerwiegende Folgen haben, wenn man sich nicht bewusst ist, wie diese beiden Dinge zusammenwirken.

Warum das Oszilloskop zur Gefahr werden kann

Wenn es um die Sicherheit bei Messungen geht, sind viele Technikern und Ingenieuren die potenziellen Gefahren durch falsch angeschlossene Geräte nicht immer bewusst. Besonders bei Messungen mit einem Oszilloskop und einem über einen Trenntrafo betriebenen Gerät kann ein unsichtbares Risiko entstehen, das im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Schäden führen kann.

Beispiele für die Gefahren durch die gleichzeitige Nutzung von Trenntrafo und Oszilloskop

Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, schauen wir uns ein paar konkrete Beispiele an.

Beispiel 1: Wiederherstellung der Erdung durch das Oszilloskop

Ein Techniker möchte eine Schaltung in einem alten Röhrenfernseher messen, der aus Sicherheitsgründen über einen Trenntrafo betrieben wird. Der Fernseher ist nun galvanisch vom Netz getrennt – eigentlich eine sinnvolle Sicherheitsmaßnahme.

Doch das Oszilloskop ist über seinen Schutzkontaktstecker weiterhin mit der Erde verbunden. Nun verbindet der Techniker die Masseleitung des Oszilloskops mit einem Massepunkt der Fernseher-Schaltung – etwa am Netzteil. Dadurch stellt er unbewusst die Erdverbindung des Geräts wieder her!

Die Folge:

Die galvanische Trennung des Trenntrafos wird unwirksam, da das Schutzleitersystem des Gebäudes nun über das Oszilloskop mit dem Gerät verbunden ist.

 Der Techniker arbeitet in falscher Sicherheit, da er glaubt, das Gerät sei vom Netz getrennt – dabei kann es jetzt wieder potenziell lebensgefährliche Spannungen führen.

Ein unbedachter Kontakt nur einer Hand mit spannungsführenden Teilen kann zu einem Stromschlag führen, der lebensgefährlich ist. Schließlich ist das Gerät nun wieder geerdet.

Beispiel 2: Messung an einem Fernseher ohne Netztrennung und die Gefahr eines Kurzschlusses

Ein weiteres häufiges Szenario: Ein Techniker misst mit einem Oszilloskop an einem Fernseher, der direkt am Stromnetz betrieben wird, ohne einen Trenntrafo zu verwenden.

Viele ältere Fernseher haben keine Netztrennung. Ihr Netzteil ist direkt mit dem Stromnetz verbunden. In solchen Geräten liegt die Masse der Schaltung oft direkt auf Netzpotenzial. Wenn der Techniker nun die Masseklemme des Oszilloskops mit einem vermeintlich „neutralen“ Massepunkt im Fernseher verbindet, kann es zu einem folgenschweren Fehler kommen:

Da die Masse des Oszilloskops mit der Erdung des Gebäudes verbunden ist, entsteht ein direkter Kurzschluss zwischen Netzspannung und Erde.

Das kann nicht nur die Schaltung des Fernsehers zerstören, sondern auch die Sicherungen im Gebäude auslösen.

Im schlimmsten Fall wird das Oszilloskop selbst beschädigt oder der Techniker gerät in Gefahr, wenn ungewollt hohe Ströme fließen.

Die richtige Vorgehensweise zur sicheren Messung

Um solche gefährlichen Situationen zu vermeiden, sollten unbedingt folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Verwenden Sie für Messungen an netzgespeisten Geräten stets einen Trenntrafo.
  • Nutzen Sie differenzielle Tastköpfe oder isolierte Tastköpfe, um keine unerwünschten Erdverbindungen herzustellen.
  • Falls möglich, setzen Sie ein batteriebetriebenes Oszilloskop ein, um galvanische Trennung zu gewährleisten.
  • Prüfen Sie immer vorher, wo in der Schaltung Netzspannung anliegen könnte, bevor Sie das Oszilloskop anschließen.
  • Im Zweifel: Lieber einmal mehr nachdenken und prüfen, als eine teure oder gefährliche Fehlmessung riskieren.

Mit diesen einfachen Vorsichtsmaßnahmen lassen sich gefährliche Fehler vermeiden. Und das Oszilloskop kann sicher und effektiv zur Fehlersuche eingesetzt werden.

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Schutzleiter und Erdpotenzial – wo liegt das Problem?

Das Hauptproblem entsteht durch die Erdung des Oszilloskops über den Schutzleiter. In einem typischen Haushalt oder Labor ist die Schutzerdung des Oszilloskops direkt mit der Netzerdung verbunden, was bedeutet, dass das Gerät immer in einem festen Erdpotenzial steht. Wird nun ein Trenntrafo eingesetzt, um ein Gerät von der Netzspannung zu isolieren, gibt es keine direkte Erdverbindung zwischen dem Gerät und der Netzspannung. Das bedeutet, dass der Prüfling vom Netz elektrischen isoliert ist. Was aber oft vergessen wird: Das Oszilloskop ist ja auch weiterhin geerdet, was zu einer Spannungsdifferenz zwischen den beiden Geräten führen kann.

Was passiert, wenn man nicht aufpasst?

Wenn bei Messungen mit dem Oszilloskop nicht auf die korrekte Trennung vom Erdpotenzial geachtet wird, können ernsthafte Schäden auftreten. Das Oszilloskop selbst kann durch den unerwünschten Stromfluss Schaden nehmen, zum Beispiel in Form eines defekten Eingangsstufenverstärkers oder sogar einer Zerstörung der gesamten Messplatine. Darüber hinaus sind falsche Messungen und veränderte Spannungswerte die Folge, was die Analyse der Testergebnisse verfälschen kann.

Im schlimmsten Fall besteht Gefahr für Personen. Auch wenn die Gefahr eines Stromschlags bei Messungen mit einem Trenntrafo geringer ist, kann der unkontrollierte Stromfluss zwischen den Geräten bei unsachgemäßer Handhabung immer noch zu einem Stromschlag führen, der für den Prüfer gefährlich ist.

Deshalb ist es wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und immer sicherzustellen, dass sowohl das Oszilloskop als auch das zu prüfende Gerät richtig isoliert und geerdet sind. Andernfalls kann es zu Gefahren kommen, die leicht vermieden werden könnten.

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Oszilloskop und Trenntrafo: wann es gefährlich wird

Im Folgenden ist ein Szenario zu sehen, das wirklich gefährlich werden kann.

In den Abbildungen sehen Sie die Messung der Netzspannung mit dem Oszilloskop, die zwar prinzipiell möglich ist, aber die Sie unbedingt unterlassen sollten. Sehr schnell kann ier eine gefährliche Situation entstehen.

Hier ist zwar die Messung direkt and er Steckdose zu sehen. Aber das Gleiche gilt auch für nicht netzgetrennte Geräte wie alte Fernsehgeräte, Radios oder andere Geräte, die keine Netztrennung haben und die während der Messung mit dem Oszilloskop nicht über einen Trenntrafo betrieben werden.

Die erste Abbildung zeigt die Verbindung des Oszilloskops mit der Messspannung.

Die Messleitung des Oszis misst die Spannung am stromführenden Anschluss L, die Masseleitung des Oszis liegt an N.

Schon bei dieser Messung könnte ein Fehlerstromschutzschalter auslösen. Die Masseleitung des Oszilloskops liegt an N, ebenso liegt aber auch die Masse des Oszilloskops am Schutzleiter.

Der FI kann auslösen, muss aber nicht. Und selbst wenn er auslöst, wird es zwar dunkel, ein Schaden entsteht aber in der Regel nicht.

Oszilloskop und Trenntrafo bei Messungen der Netzspannung

Das Problem hierbei:

Man weiß an einer Steckdose nicht immer, welcher Anschluss der Steckdose mit dem Neutralleiter N verbunden ist und welcher mit dem stromführenden Anschluss der Steckdose L. Das gilt besonders bei einer Mehrfachsteckdose.

Ebenso kann die Gerätemasse eines nicht netzgetrennten Gerätes je nach Einstecken des Netzsteckers sowohl mit dem Neutralleiter N als auch mit dem stromführenden Leiter L verbunden sein. Und was dann bei einem Messversuch herauskommt, zeigt die folgende Abbildung.

Oszilloskop ohne Netztrennung und wann es richtig gefährlich wird

Die Masseleitung am Oszilloskop löst einen Fehlerstrom aus

Alleine der Anschluss der Masseleitung des Oszilloskops führt zu einem Fehler. Die stromführende Leitung der Steckdose oder das geerdete Chassis des zu prüfenden Gerätes kann mit dem Masseanschluss des Oszilloskops verbunden werden. Dies passiert, wenn der Netzstecker des Gerätes in die geerdete Steckdose eingesteckt wird.

Es entsteht dann ein satter Kurzschluss.

Im harmloseren Fall löst der Fehlerstromschutzschalter aus, bevor die Sicherung auslöst und größerer Schaden an den Geräten entsteht oder gar jemand zu Schaden kommt.

Was heißt das nun zusammengefasst?

Hier sind Oszilloskop und Trenntrafo zusammen wichtig. Auch wenn Sie bei deren Nutzung ein paar Dinge wissen sollten.

Wann die Messungen unproblematisch sind

Am einfachsten funktioniert die Messung an einer batteriebetriebenen Schaltung ohne gefährliche Hochspannung.

Dies macht das Messverfahren für Sie einfach und unkompliziert.

Dasselbe gilt auch, wenn die Schaltung über einen Netztransformator oder eine ähnliche galvanisch getrennte Spannungsquelle betrieben wird.

Ein Transformator trennt die Primär- und Sekundärseite durch eine Spulenanordnung ohne direkte elektrische Verbindung. Diese sogenannte galvanische Trennung verhindert, dass Strom über die Schaltung zur Masse abfließt. Genau deshalb ist die Messung in solchen Fällen besonders unkompliziert und recht sicher.

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Wichtige Tipps für die sichere Nutzung von Oszilloskop und Trenntrafo

Damit die Nutzung von Oszilloskop und Trenntrafo keine Gefahr für den Techniker oder das Gerät darstellt, sollten Sie die folgenden Maßnahmen unbedingt beachten:

  • Wie schon erwähnt: Um Kurzschlüsse oder gefährliche Erdverbindungen zu vermeiden, sollten Sie immer isolierte Tastköpfe verwenden. Diese verhindern, dass das Oszilloskop und das zu prüfende Gerät ungewollt miteinander verbunden werden.
  • Differenzielle Tastköpfe sind besonders hilfreich, wenn Sie an Geräten ohne Netztrennung messen. Diese Tastköpfe ermöglichen eine Messung ohne direkten Kontakt zur Erde, wodurch Sie das Risiko eines Stromschlags oder Kurzschlusses vermeiden.
  • Ein batteriebetriebenes Oszilloskop ist von der Netzspannung unabhängig und stellt daher keine Gefahr durch Potentialunterschiede dar. So ist eine galvanische Trennung gewährleistet und die Messung relativ sicherer.
  • Bevor Sie das Oszilloskop anschließen, sollten Sie den Schaltplan des Geräts kennen und wissen, wo in der Schaltung Netzspannung anliegt. Überprüfen Sie, ob eine Erdung vorhanden ist und ob diese mit dem Oszilloskop verbunden wird.
  • Beim Testen von Geräten, die direkt am Netz betrieben werden, sollten Sie stets einen Trenntrafo verwenden. Dieser sorgt dafür, dass das Gerät vom Netz isoliert bleibt, was potenziell gefährliche Erdverbindungen verhindert.
  • Kontrollieren Sie alle Verbindungen zweimal. Vor jeder Messung sollten Sie alle Verbindungen, insbesondere die Masseverbindungen, gründlich überprüfen. Achten Sie darauf, dass keine ungewollte Verbindung zwischen dem Oszilloskop und dem geerdeten Gerät besteht.
  • Messen Sie niemals Netzspannung ohne den Einsatz eines Trenntrafos. Dies gilt besonders für Geräte ohne Netztrennung, wie ältere Fernsehgeräte oder Radios. Der Trenntrafo gewährleistet, dass das zu prüfende Gerät vom Netz isoliert bleibt und keine gefährlichen Spannungen auftreten.
  • Tragen Sie immer die nötige Schutzkleidung, wie isolierende Handschuhe, wenn Sie mit elektrischen Geräten und Oszilloskopen arbeiten. So schützen Sie sich vor unerwarteten Gefahren, falls es zu einem Fehler kommt.
  • Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihre Messung sicher durchgeführt werden kann, fragen Sie einen erfahrenen Techniker oder Ingenieur um Rat. Besser einmal mehr prüfen, als eine gefährliche oder teure Fehlmessung zu riskieren.

    Mit ein paar einfachen, aber wichtigen Vorsichtsmaßnahmen können Sie die Nutzung von Oszilloskop und Trenntrafo sicher gestalten und gleichzeitig präzise Messungen durchführen.

    Mehr zum Thema Oszilloskop finden Sie in diesem Beitrag.

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